Liebe Mitpilger,
die Auseinandersetzung mit den Mitmenschen ist in unserer Gesellschaft und weltweit schwieriger geworden. Die Brückenbauer sind unter Druck geraten. Wer sich heute öffentlich engagiert, setzt sich dem Urteil und häufig dem Unmut anderer aus. In den sogenannten sozialen Medien kann jeder seine Meinung einfach herausschreien, ohne Verantwortung dafür zu übernehmen. Im Zeitalter von Fakenews und gezielter Desinformation wird das Vertrauen zwischen den Menschen untergraben.
Doch was für die Pflanze der Boden ist, das ist für den Menschen das Vertrauen: alles wurzelt darin. Ohne Vertrauen finden wir keinen Halt. Dann kommt alles ins Rutschen. Misstrauen schwemmt die gute Erde fort und legt die Wurzeln frei. Diese sind dann der Witterung ausgeliefert. An ihnen nagen Unsicherheit und Verdächtigungen. Aus dem freien Umgang miteinander werden Taktik und Berechnung. Dabei zerbricht die liebevolle Wahrheit, dass wir einander brauchen, und wir hauen uns Halbwahrheiten um die Ohren. Die Atmosphäre wird vergiftet und die Beteiligten sind ständig auf Habachtstellung. Jedes Wort wird auf die Goldwaage gelegt. Die Ruhe kommt abhanden und selbst im Schlaf führen wir Abwehrschlachten, die uns in Träumen verfolgen und keine Erholung schenken. Ständige Selbstrechtfertigung tritt an die Stelle von Selbstverständlichkeiten. Alles wird anstrengend und muss überprüft und kontrolliert werden. Das ermüdet und nimmt jede Leichtigkeit. Ohne Vertrauen geht eben alles den Bach runter.
Deshalb sind wir Menschen dazu aufgerufen Vertrauen zu stärken und für Vertrauen zu werben; immer und überall.
Es gehört zu den verwerflichsten Machenschaften der Menschen Vertrauen zu untergraben. Damit zerstören wir jede Lebensgrundlage. Natürlich kann ich mir schnell den Vorwurf einhandeln naiv zu sein. Und doch führt am Vertrauen kein Weg vorbei. Vertrauen ist der Weg, auch wenn er immer ein Wagnis bleibt.
Vertrauen ist ein unglaubliches Geschenk. Wer jemandem vertraut, hat Zutrauen zu ihm gefunden und traut ihm etwas zu. Das setzt Kräfte frei, die ich für unmöglich gehalten habe. Damit gebe ich Rückenwind und Aufwind in einem. Umgekehrt ist es genauso. In dem Moment, in dem ich spüren darf, dass mir der andere vertraut, wachse ich buchstäblich in den Himmel, denn von dort kommt das Vertrauen.
Jedes Vertrauen wurzelt im Urvertrauen, das nach biblischer Überzeugung Gottvertrauen ist. Und nur dadurch bauen wir gesundes Selbstvertrauen auf, das den schmalen Grad zwischen Überheblichkeit und Kleinmut kennt. Es ist der Weg des Glaubens, der Nachfolge in Christus. Auf diesen Weg sind wir gerufen. „Vertrau auf den Herrn und tu das Gute! … Hoffe auf den Herrn und bleib auf seinem Weg!“ Psalm 37
Mit frohem Gruß Euer Mitpilger