Liebe Mitpilger,
als ich neulich meine Eltern besucht habe, hat meine Tochter Monika einen Text entdeckt, den ich meiner Mama zum 60. Geburtstag geschrieben habe. Er ist aufgehängt neben einigen Familienfotos. „Der macht aber Mut“, hat sie gemeint und hat unseren Andreas darauf aufmerksam gemacht. Ihre Reaktionen haben mich ermutigt diesen Text heute allen Müttern zu widmen. Damals war ich 36 und meine Kinder waren 2, 6 und 7 Jahre alt.
Für Dich Mama!
Niemand hat Deine Größe,
dass er sich so klein machen könnte,
um andere wachsen zu lassen.
Welche Freude hattest Du am Verlieren,
um mich siegen zu sehen.
Du hast mich ermutigt meinen Weg zu gehen,
mich nicht verbiegen zu lassen durch scheinbar Mächtigere.
Zu Freundlichkeit und Klarheit hast Du mich angehalten
und mich getragen,
wenn ich niedergeschlagen am Boden lag.
Du hast mich den Segen des Verzeihens erfahren lassen
und bist für meine Würde eingetreten,
auch wenn mein Verhalten unwürdig war.
So warst Du mir als Kind Festung und Burg,
Zufluchtsort und Schutzschild.
Du hast Dich mir nie entzogen,
wenn ich mich mit Dir angelegt habe,
um an meinen Grenzen wachsen zu können.
So habe ich laufen gelernt
und gehe meinen Weg.
Du hältst – Gott sei es gedankt – mich nicht mehr an der Hand.
Doch ich weiß um meinen Platz in Deinem Herzen.
So geht nun jeder seinen Weg
und webt an der eigenen Lebensgeschichte.
Inzwischen halte ich drei Hände
und freue mich am Wachstum meiner Kinder.
Ich will da sein, mich zur Verfügung stellen,
damit sie sich reiben können an mir,
um ihren Weg zu finden.
Ich lehre sie Klarheit und Freundlichkeit,
versuche ihre Würde zu achten,
auch dann wenn ihr Verhalten unwürdig ist.
So üben wir miteinander Verzeihen.
Ich ahne die Mühe des Loslassens
und spüre den Segen des Zutrauens.
Ich werde ihre Hände irgendwann freigeben
und sie weiter im Herzen tragen.
Dann hoffe ich,
dass sie anderen ihre Hand reichen
und erkenne in all diesen Händen,
die Hände des Herrn.
Mit frohem Gruß Euer Mitpilger